Datenschutz am Smartphone: Wenn Apps mehr wissen, als sie sollten
- Alexandra Uhr

- vor 2 Tagen
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Datenschutz am Smartphone klingt trocken. Zumindest bis die eigene Fitness-App plötzlich die Standortdaten des letzten Kundentermins kennt oder ein Gratis-Spiel die geschäftlichen Kontakte ausliest. Was oft als harmloser Download im App-Store beginnt, kann im Hintergrund zu umfassenden Nutzerprofilen, DSGVO-Risiken und einem echten Reputationsproblem für Unternehmen werden.
Als IT-Dienstleister sehen wir täglich, wie schnell beim Download oder der Nutzung einer Anwendung unüberlegt Daten preisgegeben werden und wie wenig sich die meisten Nutzer:innen der möglichen Konsequenzen bewusst sind.
Deshalb wollen wir mit diesem Beitrag das Thema sensibilisieren. Datenschutz am Smartphone betrifft uns alle: Unternehmen, Mitarbeitende und Privatpersonen.

Warum gerade Smartphone-Apps problematisch sind
Viele Apps fragen beim ersten Start umfangreiche Berechtigungen an. Häufig mehr, als für die eigentliche Funktion nötig wäre. Standort, Kontakte, Mikrofon, Kamera, Gerätedaten, Nutzungsverhalten: das sind goldene Datenquellen für Werbezwecke, Analysefirmen oder Entwickler, die Profile erstellen.
Gerade kostenlose Apps finanzieren sich oft durch das Verkaufen oder Teilen von Nutzerdaten und das bedeutet: Unsere Privatsphäre wird zur Ware. Typische Beispiele sind scheinbar harmlose Spiele, Wetter- oder Taschenlampen-Apps, die ohne ersichtlichen Grund Zugriff auf Kontakte, Fotos oder exakte Standortdaten verlangen.
Risiko für Unternehmen und Mitarbeitende
Sobald ein Smartphone geschäftlich genutzt wird, werden aus privaten App-Risiken unmittelbar Unternehmensrisiken. Apps mit weitreichenden Berechtigungen können etwa Kundenkontakte, Meeting-Termine, interne E-Mails oder vertrauliche Dokumente erfassen und an Dritte übertragen.
Damit drohen nicht nur Datenabfluss und Wirtschaftsspionage, sondern auch massive Verstöße gegen DSGVO und branchenspezifische Compliance-Vorgaben. Unternehmen tragen Verantwortung für personenbezogene Daten von Kunden, Mitarbeitenden und Partnern - selbst wenn diese Daten „nur“ über eine scheinbar private App auf dem Smartphone abgeflossen sind.
Was Apps typischerweise sammeln
Viele populäre Apps kombinieren mehrere Datenquellen, um möglichst präzise Nutzerprofile zu erzeugen. Häufig betroffen sind:
Standortdaten (GPS), Bewegungsprofile und IP-Adresse
Geräte- und Werbe-IDs, SIM- und Geräteerkennung zur eindeutigen Zuordnung
Kontakte, Anruflisten, SMS/Messenger-Metadaten und E-Mail-Informationen
Gesundheits-, Zyklus-, Fitness- und Lifestyle-Daten aus entsprechenden Apps
Nutzungsverhalten: welche Apps wann und wie lange verwendet werden
Auf dieser Basis entstehen „gläserne Nutzer:innen“ mit psychologischen Profilen, Interessensclustern und Prognosen über Verhalten. Diese Werte können dann für personalisierte Werbung, dynamische Preise oder sogar Diskriminierung genutzt werden.
Konkrete Empfehlungen für Unternehmen
Um Unternehmens- und Kundendaten bestmöglich zu schützen, sollten folgende Dinge eingehalten werden:
Klare Richtlinien für Smartphones: Definieren, welche Apps erlaubt, toleriert oder verboten sind. Das gilt auch für private Geräte, die für Unternehmenszwecke genutzt werden.
Mobile-Device-Management (MDM) einsetzen: Geschäftliche Daten in einem gesicherten Container kapseln, Remote-Löschung ermöglichen und App-Installationen steuern.
App-Whitelists und regelmäßige Reviews: Nur geprüfte Apps für geschäftliche Zwecke zulassen und Berechtigungen regelmäßig prüfen.
Least-Privilege-Prinzip: Nur jene Berechtigungen freigeben, die für eine konkrete Funktion objektiv erforderlich sind.
Sensibilisierung schaffen: Schulungen, kurze Awareness-Kampagnen und „Privacy-Checks“ als festen Bestandteil der Sicherheitskultur etablieren.
So wird aus „Schatten-IT in der Hosentasche“ ein kontrollierbarer Bestandteil der Unternehmens-IT. Mit klaren Standards, Verantwortlichkeiten und technischen Schutzmaßnahmen.
Tipps für Mitarbeitende und Privatpersonen
Auch Mitarbeitende und Privatpersonen können sich selbst und ihre Daten schützen.
Vor der Installation prüfen: Bewertungen, Herkunft des Entwicklers und geforderte Berechtigungen kritisch anschauen.
Berechtigungen gezielt einschränken: Standort nur „bei Verwendung der App“, Zugriff auf Kontakte, Mikrofon und Kamera nur, wenn absolut notwendig.
Datensammel-Apps löschen: Apps, die seit Monaten ungenutzt sind oder offensichtlich zu viele Rechte verlangen, konsequent entfernen.
Trennung privat/geschäftlich: Geschäftliche Kommunikation über vom Unternehmen freigegebene Lösung führen und keine Privat-Apps auf geschäftliche Daten loslassen.
Auf seriöse Apps setzen: Apps nur aus offiziellen Stores beziehen und bevorzugt datenschutzfreundliche Alternativen und Bezahl-Apps nutzen.
Wer diese Grundregeln beachtet, reduziert die Angriffsfläche des eigenen Smartphones deutlich und schützt zugleich Kollegen, Kunden sowie das eigene soziale Umfeld.
Fazit: Weg vom blinden Vertrauen
Smartphones sind nützlich, praktisch und fast unverzichtbar. Sie sind längt nicht mehr nur Telefon, sondern ein Schlüsselbund für Identität, Beziehungen und Geschäftsgeheimnisse. Apps, die mehr wissen, als sie sollten, werden bleiben. Aber Unternehmen und Nutzer:innen können entscheiden, wie viel sie davon nutzen und welche Schutzmaßnahmen sie etablieren.
Für Organisationen bedeutet das: Datenschutz auf dem Smartphone ist kein „Nice-to-have“, sondern ein handfestes IT- und Management Thema. Unsere Daten sind mehr wert als der nächste Gratis-Download im App-Store und das sollte uns allen bewusst werden.
Ihr habt Fragen zum Thema oder wollt euch mit uns austauschen? Kontaktiert uns gerne oder hinterlasst uns einen Kommentar.
Quellenverzeichnis:






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